mvm

RPG Maker MV im Test

Mit dem RPG Maker MV wurde Ende 2015 ein neues Tool zur Erstellung von Rollenspielen veröffentlicht. Nutzer können damit ohne Programmiererfahrung eigene Spiele entwickeln und diese anschließend auf Android, iOS, Mac oder PC veröffentlichen. Wie gut es dem knapp 70 Euro teuren Programm gelingt, zeigt unser Test.

Vampirsaga und Mondreise


Bevor wir darauf eingehen, wie es um die Bedienung und den Funktionsumfang des Programms bestellt ist, blicken wir zunächst einmal auf Vorzeigespiele aus dem RPG-Maker-Bereich. Eines der wohl kommerziell erfolgreichsten RPG-Maker-Spiele dürfte „To the Moon“ sein, welches es sogar als Boxed-Version in den regulären Einzelhandel geschafft hat. In dem Spiel unternehmen zwei Doktoren eine Reise durch die Erinnerungen eines sterbenden Mannes, um seinen letzten Wunsch zu erfüllen – die Reise zum Mond.
Während To the Moon eher ein filmisches Erlebnis bietet, gibt es auch einen erfolgreichen Vertreter aus dem klassischen Rollenspielbereich. So wurde dem deutschen RPG-Maker-Entwickler Alexander ‚Marlex‘ Koch bereits vor etlichen Jahren mediale Aufmerksamkeit für seine Vampir-Spieleserie „Vampires Dawn“ (VD) zuteil, die den Spieler in eine blutrünstig-märchenhafte Welt versetzt. Neben Veröffentlichungen in Spielezeitschriften gelang es VD auch im Netz Wellen zu schlagen und in der Internet-Community zahlreiche Anhänger zu finden.
Einfacher Einstieg beim ersten Spieleprojekt


Während genannte Spiele mit Vorgängerversionen des aktuellen RPG Maker MV entstanden sind, werden künftige Erfolgstitel vielleicht in der neuen Engine erscheinen. Es lohnt sich also, einen Blick auf die Benutzerführung und den Umfang zu werfen: Doch können diese überzeugen? Ja, das Programm ist strukturiert aufgebaut und mit etwas Eingewöhnung können auch RPG-Maker-Neulinge mit ihrem ersten Projekt losstarten. Allerdings mit der Einschränkung, dass komplexere Spielfeatures dann doch eine längere Einarbeitungszeit in Anspruch nehmen, als man es zunächst vermuten könnte.
Grundsätzlich zeichnet der Spieler zunächst auf einer Karte, wie die Spielwelt aussehen soll. Hierzu positioniert er mit der Maus etwa Bäume, Blumen und einen Flusslauf auf der Map. Zudem können auf der Karte sogenannte Events positioniert werden: Dabei handelt es sich um Bauelemente, mit denen der Spieler interagieren kann. Dazu zählen neben der Spielfigur des Hauptcharakters auch NPCs (Nicht-Spieler-Charaktere) und andere Hotspots (z.B. Kisten). Ist die Erstellung der ersten Karte abgeschlossen, kann die Spielwelt mit Leben gefüllt werden. Dafür wählt der Nutzer ein zuvor erstelltes Event an und gibt beispielsweise einer NPC-Frau ein paar Dialogzeilen mit auf den Weg. Um die Entwicklungsarbeit zu testen, kann jederzeit eine Vorschau des Spiels mit einem Klick auf den „Wiedergabe“-Button gestartet werden. Wenn der Spieler etwa die Frau anspricht, unterhält sich diese mit unserer Spielfigur. Vom Look erinnern die so erstellten Games an die Rollenspiele aus der Super-Nintendo-Ära.
Im Unterschied zu den direkten Vorgängerversionen hat das Entwickler-Team des RPG Makers MV etwas an der Auflösung geschraubt: Statt 544 mal 416 werden jetzt immerhin 816 mal 624 Pixel dargestellt. Zudem kann nun erstmals auch ohne Patch eine Maus als Eingabemethode verwendet werden. Wer abseits von Einfach-Spielmechaniken, komplexere Rätselketten in sein Spiel einbauen möchte, muss allerdings etwas Geduld mitbringen. Um die unterschiedlichen Facetten des Makers bedienen zu können, bedarf es etwas Einarbeitung und der Lektüre unterschiedlicher Forenposts und Tutorials. Auch auf YouTube finden sich unzählige Erklärvideos, die den Einstieg in die RPG-Maker-Welt erleichtern.
RPG Maker MV: So gelingt der Spiele-Export auf Android und iOS


Wie bereits eingangs erwähnt, können Nutzer ihre Spiele abschließend auch für Mac, Windows oder Android/iOS exportieren. Bei der Android-Bereitstellung werden die Projekte zunächst ins HTML-5-Format exportiert. Um ein zuvor exportiertes Spieleprojekt auf Android-Geräten bereitzustellen, ist das Gratis Zusatzprogramm Intel XDK (Download) erforderlich. Nach einmaliger Registrierung kann die Software genutzt werden, um aus der HTML-5-Anwendung eine fertige Spiele-APK erstellen zu lassen. Diese lässt sich auf Wunsch auch in den Google Play Store hochladen, sofern der Nutzer dort eine kostenpflichtige Entwicklerlizenz erworben hat. Insgesamt ist es etwas schade, dass Nutzer den Umweg über eine Zusatzsoftware gehen müssen, um ihre Spiele auf Android oder iOS lauffähig zu machen. Dennoch ist es schön, dass überhaupt eine entsprechende Transformierung möglich ist und Spiele aufgrund von HTML 5 auch im Browser laufen.

Kaufempfehlung für

+Fans des Setzkasten-Entwicklungsprinzips
+SNES-RPG-Liebhaber
+Tüftler

Ungeeignet für

– HD-Grafik-Fetischisten

Fazit:
Die neue Version des Makers war längst überfällig und bringt zahlreiche Verbesserungen mit sich. Dazu zählen neben der verbesserten Auflösung und der Maussteuerung auch die Exportmöglichkeit für Smartphone-Apps. Wer den Vorsatz geschmiedet hat, 2016 ein eigenes Spiel zu entwickeln, kann also durchaus einen Blick auf den neuen RPG Maker MV riskieren. Eine 20-Tage-Probeversion steht kostenfrei zum Download bereit und belegt etwa 750 MB auf der Festplatte. Die Vollversion schlägt mit knapp 70 Euro zu Buche.

Vielen Dank für die Bereitstellung des RPG Maker MV an den Hersteller Degica.

Daniel Rottinger

reist durch die Open-World von Watch Dogs 2 (Xbox One)
Mein Name ist Daniel und ich bin der Gründer von tech-win.de. Ich freue mich schon jetzt auf deine Kontaktaufnahme.